Vorwort
Seit langer Zeit bis zum heutigen Tag leben die Zwolte überall. Sie siedeln sich furchtlos hinter dem Waschbecken im Badezimmer, hinter und unter dem Sofa im Wohnzimmer, in dem Schuhschrank im Hausflur und hinter allen Heizungskörpern an. Aus ihren Verstecken kommen sie erst dann heraus, wenn die Menschen die Wohnung verlassen. Dann fangen die Zwolte an, ihre täglichen und wahnsinnig wichtigen Aufgaben zu erledigen. Sie haben eigentlich nichts gegen die Menschen. Genauer gesagt ist das Verhältnis eher neutral, so wie zum Beispiel die Beziehung der Menschen zu den Spatzen draußen. Die Zwolte helfen sogar manchmal den Menschen. Das ist aber eher eine seltene Ausnahme. Die Regel ist die Nichteinmischung in das menschliche Leben.
Namen haben die Zwolte keine. Die einzelnen Exemplare unterscheiden sich einfach durch einige besondere äußerliche Merkmale voneinander – entweder ist jemand außergewöhnlich zottig, besonders korpulent oder mal größer kleiner.Wenn wir über das Aussehen der Zwolte reden, muss man natürlich sagen, dass es nicht ganz einfach ist, sie zu beschreiben. Die Zwolte können ihr Aussehen ziemlich leicht ändern. Allerdings machen sie davon nur selten Gebrauch. Normalerweise sind die Zwolte zottig und so groß und so wollig wie ein Wollknäuel.

Wenn sie sich bewegen, sind ihre kleinen Beinchen nicht zu sehen, deswegen sehen sie einem rollenden Wollknäuel zum Verwechseln ähnlich. Ihr Haarkleid ist von grauer Farbe. Wahrscheinlich hat die Natur hat sie so geschaffen, weil sich die Zwolte ziemlich oft vor den Menschen in dunklen und staubigen Ecken verstecken müssen.Außergewöhnlich ordentlich sind sie auch. Sie müssen doch immer selbst in ihren Wohnecken aufräumen. Kein Staubsauger und kein Mensch kann den ganzen Staub von dort beseitigen. Diese faulen Menschen!...
Meistens sind die Zwolte ziemlich hektisch. Sie können nicht lange an einem Platz bleiben und finden keine Ruhe bis alle Hausbewohner endlich aus der Tür sind. Dann versammeln sich die mutigsten Zwolte in der Mitte des Wohnzimmers und fangen an, auf dem Teppich zu toben. So ein Teppich scheint ihnen so groß wie ein Fußballfeld zu sein. Unter den Zwolten gibt es natürlich auch ernstere Exemplare – die still und ruhig vor dem Fernseher sitzen. Dazu müssen sie aber zu dritt oder zu viert die Fernbedienung näher zum Fernseher ziehen. Dann hüpfen sie auf den Tasten herum, wenn sie versuchen, den Sender zu wechseln. Die Nachrichten sind für die Zwolte absolut uninteressant. Die Zwolte mögen Musik und sie haben ihre eigenen Idole, wenngleich ihre Vorlieben mit denen der Menschen überhaupt nicht übereinstimmen. Und sogar dann, wenn die Musik ihnen ziemlich gut gefällt, lästern die Zwolte über das, was sie sehen oder hören. Einfach so, weil sie von Natur aus boshaft sind.
Trotzdem fangen ihre kleinen Beinchen an, sich im Takt der Musik zu bewegen. Die besonders frechen Zwolte setzen sich am liebsten bequem auf die Rückenlehne des Sofas und essen dabei etwas Knuspriges, wenn in der Küche etwas zu finden war. Und wenn ihnen langweilig wird, hüpfen sie auf ihren Beinchen.
In unseren Geschichten geht es um ganz bestimmte Zwolte, die in einem Haus in unserer Stadt wohnen. Das Haus, in dem die Zwolte wohnen, liegt nicht weit entfernt von einem Wald. Aber es ist ein Haus, das so ähnlich aussieht wie das, in dem wir wohnen. Wie viele Zwolte es dort genau gibt, ist schwer zu sagen, weil es für einen Menschen nicht möglich ist, selbst in einem kleinen Raum alle Zwolte zu zählen. Da die Zwolte den Menschen, die ihrem Haus wohnen, immer aus dem Weg gehen, kennen sie auch nicht ihre Namen oder ihr Aussehen.
Unterscheiden können die Zwolte die Menschen nur an ihren Füßen, ihren Pantoffeln oder ihren Strümpfen.
Aber von all den anderen Geschöpfe, die mit unseren Zwolten in einem unmittelbaren Kontakt stehen, kennen sie die Namen. Da sind insbesondere das ganz junge Katerbaby Pus wie auch der schreckliche Groll. Sie spielen im Leben von unseren Zwolten eine wichtige Rolle und wir werden ihnen später in den Geschichten über die Abenteuer der Zwolte wieder begegnen.
Als die Zwolte erfuhren, daß es ein Buch über sie geben sollte, regten sie sich zunächst fürchterlich auf. Sie begriffen sofort, dass es nicht so einfach für sie wäre, berühmt zu werden! Ein junger Zwolt mit einer blühenden Fantasie stellte sich gleich vor, wie sich die Zwolte mit dem Präsidenten des Landes treffen würden. Er war so aufgeregt, dass die anderen ihn lange beruhigen und zur Vernunft bringen mussten.
Die Zwolte berieten sich eine Zeit lang, bis sie zu dem Erzähler eine offizielle Delegation schickten. Diese Delegation stellte die folgenden Forderungen:
- die Geschichten über die Zwolte sollen wohlwollend erzählt werden,
- der Erzähler soll über alle Erlebnisse aus dem Leben der Zwolte berichten, ohne etwas zu verschweigen,
- der Erzähler soll seine eigene Fantasie nicht benutzen und alle Ereignisse wahrheitsgemäß beschreiben.
Der Erzähler musste zustimmen und versucht in seinem Buch alle diese Forderungen zu erfüllen.
